Hunde im Pferdestall Teil 3
Viele Reiter sind auch begeisterte Hundebesitzer. Doch oft lässt sich die Betreuung der beiden Tiere nicht miteinander vereinen: Die Hunde fühlen sich von den übermäßig groß wirkenden Pferden bedroht und reagieren mit aggressivem Bellen, Jagen oder sogar Beißen. Das Fluchttier Pferd folgt dann seinem Instinkt und sucht das Weite. Auf diese Weise können nicht nur für die eigenen Tiere, sondern auch für andere Stallbewohner gefährliche Situationen entstehen. Aufgrund vieler solcher Vorfälle sind in zahlreichen Pferdeställen Hunde bereits verboten.
Was mache ich mit meinem Hund, wenn ich in der Halle oder auf dem Außenplatz reite?
Wer in den Stall geht, der will auch reiten – und da kann der Hund nicht immer dabei sein. Vor allem im Winter kann es problematisch sein, wenn die Halle voll und es draußen zu kalt ist, um den Hund im Gras unter einem Baum liegen zu lassen. Wenn auch ansonsten niemand im Stall Zeit und Lust hat den Hund im Auge zu behalten, kann es schnell problematisch werden.
Für solche Fälle sollte man bereits Welpen beibringen alleine an einem Ort zu bleiben und dort auf das Herrchen zu warten. Hierfür gibt es verschiedene Varianten. Zum einen kann der Hund lernen, auf seinem „festen“ Platz zu bleiben. Wie bereits beschrieben kann dies beispielsweise eine Decke sein, die sich an einem sicheren Ort (komplett außer Reichweite von Hufen und Treckern) befindet und an dem der Hund sich so lange ausruhen kann, bis die Reitzeit vorbei ist. Alternativ kann der Hund lernen in der Box zu bleiben. Absolute Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Box sehr ordentlich gemistet und mit ausreichend frischem Stroh eingestreut ist. In jedem Fall dürfen die Hunde keine Möglichkeit haben Pferdeäpfel zu essen (Bakterien- und Wurmgefahr!). Auch hier gilt erneut, dass die Hunde langsam an die neue Situation heran geführt werden müssen. Wer seinen Hund einfach nur in die Box einsperrt und für zwei Stunden verschwunden ist kann damit rechnen, dass der Hund bellen und jaulen wird und die anderen Pferdebesitzer schnell genervt sind. Stattdessen kann der Hund die Box bei offener Boxentür kennen lernen, während der Reiter beispielsweise das Pferd vor der Box putzt. Um dem Hund in der großen Box Orientierung zu geben, kann seine Decke in eine saubere Ecke der Box gelegt werden. Dann kann die Tür zunächst für 5 Minuten geschlossen werden. Bleibt der Hund ruhig und jault und bellt nicht muss er ausreichend mit Lob und Leckerlis belohnt werden. Nachdem diese Übung drei bis vier Mal erfolgreich abgeschlossen wurde, kann die Minutenzahl langsam erhöht werden, bis der Hund schließlich friedlich für die gesamte Reitzeit auf seinen Besitzer wartet. Da vor allem junge Hunde sich sehr schnell allein und zurückgelassen fühlen, muss der Besitzer bei dieser Übung viel Geduld aufbringen. Von vornerein kann damit gerechnet werden, dass es einige Zeit dauern wird, bis der Hund die Box oder die Decke als „Warteplatz“ akzeptiert.
Ausreiten mit Pferd und Hund
Der Traum eines jeden Hunde- und Pferdebesitzers: Mit Pferd und Hund entspannt durch Wälder und über Wiesen reiten. Leider ist das in der Realität häufig sehr problematisch. Die Hunde laufen zu weit vor und zurück, gehorchen nicht auf die Kommandos oder finden eine interessante Fährte und verschwinden im Wald. Letztendlich ist der Reiter in solchen Situationen nur auf den Hund konzentriert und wird damit dem Pferd und sich selbst nicht gerecht.
Das gemeinsame Ausreiten mit Pferd und Hund muss geübt und erlernt werden. Absolute Voraussetzung ist, dass der Hund bedingungslos auf die Kommandos „Komm“, „Bleib“, „Sitz“ und „Halt“ gehorcht. Nachdem sich die beiden Tiere bereits im Stall aneinander gewöhnt haben, kann damit begonnen werden den Hund auf den Reitplatz mitzunehmen (Voraussetzung: Absprache mit den anderen Reitern auf dem Platz!). Nachdem sich das Pferd daran gewöhnt hat, dass es nun den kleinen vierbeinigen Begleiter auch beim Laufen um sich herum hat, können gemeinsam erste kurze Spaziergänge unternommen werden. Hierbei kann es sehr hilfreich sein noch eine weitere Begleitperson mitzunehmen, damit Hund und Pferd jeweils individuell betreut werden können. Der Hund muss lernen auf der rechten Seite des Pferdes und damit auf der Straßenabgewandten Seite zu laufen. Bei allen Übungen muss stets mit Lob und Leckerlis gearbeitet werden. So können sowohl Hund als auch Pferd motiviert und ihnen verständlich gemacht werden, dass vom jeweils anderen Vierbeiner keine Gefahr ausgeht. Diese Übung stellt die Basis für das gemeinsame Ausreiten dar. Erst wenn es beim einfachen Spazierengehen keine Schwierigkeiten oder schreckhafte Verhaltensweisen mehr gibt, kann das gemeinsame Training fortgesetzt werden.
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Schritt, Trab, Galopp – Hunde brauchen eine gute Kondition
Zunächst sollte der Hund auf dem Reitplatz an alle verschiedenen Reittempi gewöhnt werden. Beim Trab und besonders beim Galopp können die Hunde schnell denken, dass Pferd und Reiter von ihm weglaufen und er allein zurück bleibt. Um eine Panikreaktion des Hundes zu vermeiden, sollte er an diese schnellen Gangarten nicht erst im weitläufigen Gelände, sondern bereits im Wohlvertrauten Terrain des Reitplatzes gewöhnt werden. Ein gemeinsamer Ausritt mit beiden Tieren ist grundsätzlich nur möglich, wenn der Hund über genügend Kondition verfügt. Vor allem kleine Hunde, denen aufgrund ihrer physischen Konstitution natürliche Grenzen gesetzt sind, können nur zu kurzen und in langsamen Tempi ausgeführten Ausritten mitgenommen werden. Wer seinen Hund überfordert, muss mit schmerzhaften und im schlimmsten Fall sogar chronischen Gelenk- und Knochenschmerzen rechnen. Vor allem Welpen brauchen eine ausreichende Schonfrist und dürfen auf gar keinen Fall frühzeitig überlastet werden!
Kleine Hunde dürfen nicht in Satteltaschen oder ähnliche Säcken, die an den Sattel gehängt werden, hinein gelegt und so zum Ausritt mitgenommen werden. Auf diese Weise können andernfalls sehr gefährliche Situationen entstehen: Das Pferd erschrickt und scheut, der Reiter fällt und das Pferd geht durch – und der Hund sitzt völlig machtlos in der Satteltasche!
Mit oder ohne Leine?
Die Frage nach der Leine hängt ganz vom Hund ab. Wenn der Hund ausnahmslos auf die Kommandos „Komm“, „Bleib“ und „Platz“ gehorcht und keinem Wildtier im Wald nachläuft, braucht der Hundebesitzer kein Gebrauch von der Leine zu machen. Wenn der Hund allerdings auch beim normalen Spazierengehen seinen Jagdtrieb gezeigt hat und lieber seinen eigenen Vorlieben nachgeht, anstatt auf seinen Besitzer zu gehorchen, muss die Leine zum Einsatz kommen. Jedem Hundebesitzer muss bewusst sein, dass die zuständigen Jäger im Wald zu jeder Zeit das Recht haben den Hund zu erschießen, wenn ein akuter Verdacht besteht, dass der Hund wildern könnte und keine menschliche Begleitperson in der Nähe ist. Jedem Besitzer eines Jagdfreudigen Hundes ist zu empfehlen, dass er einmalig den zuständigen Jäger des Gebietes kontaktiert, in dem man mit dem Hund am meisten spazieren geht. So kann der Jäger den herumtreibenden Hund dem jeweiligen Besitzer zuordnen und vermeidet in der jeweiligen Situation einen gefährlichen Schuss.
Die Leine darf niemals an den Sattel gebunden werden. Wenn das Pferd durchdreht und wild davon galoppiert, kann dies zu einer für den Hund lebensbedrohlichen Situation werden. Desweiteren soll die Leine nicht um die Hand gewickelt, sondern lediglich einfach locker gehalten werden. So kann der Reiter auf gefährliche Situationen schnell reagieren und die Leine einfach los lassen.
Im optimalen Fall läuft der Hund auf Höhe der Mittelhand des Pferdes. So kann der Hund am besten auf die Anweisungen des Reiters und die Bewegungen des Pferdes reagieren. An einigen Stellen sind Pfade aber so eng und schmal, dass die Hunde zwangsmäßig hinter oder vor dem Pferd laufen müssen (Empfehlung: wenn der Hund hinter dem Pferd läuft, kann sich das Pferd nicht mit so leicht mit seinen Beinen in der Leine verheddern). In jedem Fall muss die Leine für diesen Fall ausreichend lang sein.
Sicherheit im Straßenverkehr – auch Hunde brauchen Reflektoren
Wer abends mit Hund und Pferd einen Ausritt macht, musst nicht nur beim Pferd, sondern auch beim Hund für ausreichend Sicherheit sorgen. Dies bedeutet vor allem, dass auch der Hund Reflektoren trägt: So kann er sowohl vom Reiter, als auch im Straßenverkehr von anderen Verkehrsteilnehmern gut erkannt werden.
Für Hunde ist der Pferdestall ein wahres Paradies: es bietet Abwechslung zum normalen Alltag Zuhause und ist mit all seinen neuen Gerüchen, Geräuschen und unbekannten Bewohnern ein echter Abenteuerspielplatz! Wenn man den Hund also geduldig an den Stall heran führt und ihm die Angst vor den großen Tieren nimmt, ist dies ein wahrer Gewinn für den Hund und den Besitzer!
>>>Hunde im Pferdestall Teil 1
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